SPTG: Feier zum 200-jährigen Bestehen in der Paulskirche

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SPTG: Feier zum 200-jährigen Bestehen in der Paulskirche

Rund 800 Gäste folgten der Einladung der Polytechniker, um ein wichtiges Jubiläum in der Paulskirche zu feiern. Auf den Tag genau vor 200 Jahren gründeten junge, fortschrittlich denkende Frankfurter die Polytechnische Gesellschaft. Durch bürgerschaftliches Engagement wollten sie Frankfurt mitgestalten und die Ideen der Aufklärung praktisch umsetzen. Daraus erwachsen ist eine Bürgervereinigung mit 330 Mitgliedern, die sich bis heute für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Soziales in Frankfurt am Main engagiert.

Ministerpräsident Volker Bouffier gratulierte der Polytechnischen Gesellschaft zu ihrem 200. Geburtstag:

„Weitsichtige und liberal denkende Bürger Frankfurts folgten im November 1816 dem Aufruf, fortschrittliche Ideen auf technischem, wirtschaftlichem, sozialem und kulturellem Gebiet zu fördern und gründeten die Polytechnische Gesellschaft. Bedeutende Vordenker wie Johann Wolfang von Goethe, Justus von Liebig oder Karl Freiherr von Stein sind Ehrenmitglieder und die von ihnen verkörperten Ideale prägen den Verein bis heute. Die Polytechnische Gesellschaft ist ein Glücksfall für Frankfurt und für Hessen. Sie stellt sich seit 200 Jahren mit ihren finanziellen Möglichkeiten und Ideen in den Dienst der Bürgerschaft und setzt sich zum Nutzen der Allgemeinheit – für die Förderung von Kunst und Bildung, aber auch für soziale Zwecke – ein. Mit ihren Tochtergesellschaften, Stiftungen und Bildungseinrichtungen engagieren sich die Mitglieder im Namen der Gesellschaft für das Gemeinwohl in Frankfurt und über die Stadtgrenzen hinaus.“

Oberbürgermeister Peter Feldmann betonte in seinem Grußwort:

„Alle Menschen – unabhängig von ihrer gesellschaftlichen Stellung- dazu zu befähigen, das eigene Leben selbstbestimmt zu meistern, war der Grundgedanke der Frankfurterinnen und Frankfurter, die vor 200 Jahren die Polytechnische Gesellschaft gründeten. Diesem Prinzip folgend arbeitet die Polytechnische Gesellschaft seit nunmehr zwei Jahrhunderten erfolgreich zum Wohle der Frankfurterinnen und Frankfurter und zum Wohle der Stadt insgesamt. Wir stellen nicht nur fest, dass der Auftrag, den uns die Gründer mitgaben, auch heute noch aktuell ist. Wir stellen auch fest, dass ohne die Polytechnische Gesellschaft Frankfurt ein großes Stück ärmer wäre. Frankfurt ist die Stiftungshauptstadt Deutschlands. Nicht auf diesen Umstand per se können wir stolz sein. Er steht vielmehr dafür, dass sich die Menschen in unserer Stadt seit jeher für andere einsetzen, nicht wegschauen, sondern Entwicklungen anstoßen und gestalten. Dies ist ein großartiges Gefühl und schafft Zusammenhalt“

Prof. Dr. Andreas Rödder sprach in der Festrede „Zur Zukunft der Aufklärung“:

„Aufklärung ist nichts einmal Erworbenes. Aufklärung bleibt eine dauerhafte Herausforderung… (Sie) beruht auf individueller Vernunft, die seit dem 19. Jahrhundert immer wieder infrage gestellt worden ist… Mangels Alternative und aufgrund historischer Bewährung plädiere ich daher für eine Vertragsverlängerung des Prinzips sapere aude: eine Grundhaltung der kritischen Skepsis statt der Affirmation des Mainstream, des Muts zur Eigenständigkeit statt der Bequemlichkeit der Anpassung, der Offenheit statt der Selbstgewissheit sowie der Bereitschaft zu Selbstreflexion und Selbstkritik. Diese Vernunft bleibt immer wieder begründungspflichtig und zu hinterfragen. Zugleich erfordert sie die öffentliche Bereitschaft zu wirklich offenen, moralisch abgerüsteten Debatten, ja Debatten, die selbstgerechte Moralisierung als als Verweigerung der Auseinandersetzung mit dem anderen zurückweisen.“

Walther von Wietzlow, Präsident der Polytechnischen Gesellschaft, führte in seinem Grußwort aus:

„Die Aktivitäten der Polytechnischen Gesellschaft und ihrer Tochterinstitute für Frankfurt zeigen, dass es uns um die Innovationsfähigkeit einer leistungsfähigen Bürgervereinigung, die Verbindung von Vielfalt und Einheit geht. Wir vermitteln und fördern nach wie vor Errungenschaften der Aufklärung, wie vielfältige Bildung, Freiheit der Wissenschaft, Leistungswillen und gesellschaftliche Verantwortung des Einzelnen. Mit diesem Engagement geben wir ein Rahmenangebot in polytechnischer Tradition für die Zivilgesellschaft, um den Zusammenhalt bei zunehmender kultureller Heterogenität zu stärken. Wir werden unverdrossen, hartnäckig und optimistisch die polytechnischen Werte in der heutigen Zeit weiterentwickeln und zwar nach dem Motto: Es kann gar nicht genug Vernünftigkeit geben.“

Die Tugend besteht im Handeln

In ihrer 200-jährigen Geschichte hat die Polytechnische Gesellschaft immer wieder Vereine, Institutionen, Schulen etc. in Frankfurt gegründet, um Bildung zu fördern, Innovationen anzuregen und Not zu lindern. Einige arbeiteten temporär, andere existieren bis heute fort. So zum Beispiel die Frankfurter Sparkasse von 1822, die Wöhlerschule und der Kunstgewerbeverein. Heute sind der Polytechnischen Gesellschaft sieben Institute sind als Tochterinstitute eng verbunden. Sie setzen sich für die Ziele der Muttergesellschaft ein und werden bis heute maßgeblich von der Polytechnischen Gesellschaft finanziert. Die jüngste Gründung fand im Jahr 2005 mit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft statt, eine der größten deutschen Privatstiftungen. Durch den Verkauf ihrer Anteile an der Frankfurter Sparkasse von 1822 konnte die Polytechnische Gesellschaft das beachtliche Stiftungskapital von 397 Millionen Euro aufbringen. Weiterhin veranstaltet die Polytechnische Gesellschaft seit fast 200 Jahren Vorträge. Die jährliche Vergabe des Kammermusikpreises der Polytechnischen Gesellschaft sowie die Förderung anderer Projekte runden das Spektrum des Engagements ab.

Red.: LLL/SR/SPTG
Foto: SPTG

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