Krakauer Weihnachtskrippen im Ikonen-Museum

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Krakauer Weihnachtskrippen im Ikonen-Museum

Krakau ist die historische Hauptstadt Polens und reich an Tradition und Denkmälern. Dort wurde die populäre Krakauer Krippe geboren, die weit über die Grenzen Polens hinaus bekannt, wenn nicht gar weltberühmt ist.
Der Brauch der besonderen Erinnerung an die Geburt Jesu wurde vom Heiligen Franziskus von Assisi eingeführt. Er stellte im Jahre 1223 eine Krippe in eine Grotte zu den lebendigen Tieren. In dieser Szenerie wurde die erste „Hirtenmesse“ gefeiert, die die Tradition der Nachtmessen zu Weihnachten und die Krippenspiele einführte. Um die eigentliche Geburtsszene, also Jesuskind, Maria und Joseph gesellten sich nach und nach Figurengruppen der Hirten, der drei Könige und der Tiere. Der Begriff der Krippe hatte sich also gewandelt und stand jetzt nicht mehr für die kleine hölzerne Krippe an sich, sondern für umfängliche Architekturaufbauten und Szenerien rund um das weihnachtliche Thema.

Größte Weihnachtskrippe Frankfurts

Die Krippenspiele mit Puppen erfreuten sich über die Jahrhunderte großer Beliebtheit, verkamen jedoch zu Beginn des 18. Jahrhunderts immer mehr zu weltlichen Spektakeln, so dass die Bischofsämter die Aufführungen in der Kirche verbot. Seitdem dürfen in den Kirchen nur noch statische Krippenszenarien aufgebaut werden. Die größte und schönste Weihnachtskrippe in Frankfurt kann man direkt nebenan in der Deutschordenskirche besuchen. Die beweglichen Krippenspiele fanden fortan außerhalb der Kirchenmauern statt auf Plätzen, in den Straßen oder Häusern.

Von Generation zu Generation

Der Krippenbau in Krakau entstand im 19. Jahrhundert. Schon vorher kannte man die transportablen Krippen, Bethlehemki genannt, mit denen man von Haus zu Haus ging. Nun schuf man Krippen mit immer aufwändigerer Architektur, wofür die Krakauer Denkmäler, allen voran die Marienkirche, die Vorlagen lieferte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand die Gilde der Krippenbauer. Ihre Mitglieder waren meistens Maurer, die während der kalten Jahreszeit nach anderen Verdienstmöglichkeiten schauten. Die Kenntnis des Krippenbaus wurde von Generation zu Generation weitergegeben.
Es wurden grundsätzlich zwei Krippentypen gebaut. Der erste Typus war von kleinem Format und wurde als Souvenirs in den Tuchhallen verkauft. Der zweite Typus war bis zu drei Meter hoch und eignete sich für die traditionellen Krippenspiele mit Puppen. Es wurden weder Kosten noch Aufwand gescheut, große und reich ausgestaltete Krippen zu bauen, die einen Auftrag für eine Aufführung nach sich ziehen sollten.

Erster Weltkrieg führte zu Unterbrechung

Der Ausbruch des ersten Weltkrieges unterbrach die Tradition, die erst 1923 wieder aufgenommen wurde. Das Industrie-Museum belebte die Krippenspiele neu, jedoch sanken Reichtum und künstlerisches Niveau der Krippen. Dr. Jerzy Dobrzycki initiierte 1937 den ersten Wettbewerb des Krippenbauens, der dann seit 1945 jährlich am ersten Donnerstag im Dezember stattfand und bis heute stattfindet. Heute werden die Wettbewerbe durch das Historische Museum der Stadt Krakau (MHK), welches seinen Hauptsitz am Marktplatz hat, organisiert. Erwachsene und Kinder, Amateure und professionelle Modellbauer und Architekten bauen aufwändige Weihnachtskrippen und stellen sich dem Wettbewerb. Der Marktplatz ist im Dezember Anziehungspunkt für alle Krakauer und Tausende Touristen, die die reichgestalteten Kunstwerke in der anschließenden Ausstellung bewundern. Jedes Jahr kauft das MHK die schönsten Weihnachtskrippen und erweitert damit seine Sammlung.

Bunt und glänzend

Zu den ersten Wettbewerben wurden einfache Konstruktionen aus Pappe oder Holz, beklebt mit buntem Papier und mit bescheidenen Dekorationen, vorgestellt. Die Gestalten innen wurden aus Papier ausgeschnitten und mit Kerzen beleuchtet. Mit der Zeit fing man an bunte und glänzende Bonbonpapiere zu verarbeiten. Die heutigen Krippen sind mit Holzlatten konstruiert, elektrifiziert und mit glänzendem Stanniol und selbstklebenden Folien dekoriert. Die in den Krippen präsentierten Figuren sind aus Holz, Gips, Modelliermasse oder Kunststoff hergestellt und tragen schöne bunte Gewänder. Häufig bilden sie ein kleines Theater und die Figuren werden durch ausgeklügelte Mechanismen bewegt. Manche haben Musikboxen, aus denen bekannte Krakauer Melodien oder Weihnachtslieder erklingen.
Erweitert wird das Szenario gerne auch durch historische Gestalten (Könige, Nationalhelden oder verdiente Polen) oder auch legendäre Gestalten wie der Trompeter vom Turm der Marienkirche oder „Pan Twardowski“. Beliebt ist der „Lajkonik“, der mit der Rettung Krakaus vor den Tartaren in Verbindung steht. Manche Krippen zeigen die Figuren in Krakauer-, oder Gebirgsbewohnertracht, es werden aber auch zeitgenössische Persönlichkeiten wie Lech Wałęsa oder Papst Johannes Paul II. dargestellt.

Baudenkmäler Krakaus sind Vorbilder

Die wichtigsten und schönsten Baudenkmäler Krakaus bilden die Vorlagen für die Krippen. Nachgebildet werden der hohe Turm der Marienkirche mit Krone (häufig ist hier der legendäre Trompeter im Fenster sichtbar), aber auch die Türme der Kathedrale auf dem Wawel oder der Rathausturm. Die Türme werden ergänzt durch Elemente des Königsschlosses Wawel, der Tuchhallen auf dem Marktplatz, oder der alten Wehrbauten „Barbakan“ und das einzige erhaltene der sieben Stadttore „Brama Floriańska“. Auch findet man auf jeder Krakauer Krippe patriotische Elemente wie das Wappen Polens oder Krakaus und weiß – rote Fahnen angebracht.
Die Tradition der Krakauer Krippen mit ihrer originelle Form und ihren religiösen, künstlerischen, patriotischen und historischen Werten ist ein Wahrzeichen Krakaus. Das Historische Museum der Stadt Krakau hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Krakauer Krippe durch die Austragung der Wettbewerbe und die Präsentation in zahlreichen Ausstellungen, sowohl dem polnischen Publikum als auch weltweit bekannt zu machen, zu erhalten und als Kulturgut für die Nachwelt weiterzutragen.

Noch bis zum 29. Januar 2017 kann die Ausstellung „Krakauer Weihnachtskrippen“ im Ikonen-Museum, Brückenstraße 3 – 7, 60594 Frankfurt am Main, besichtigt werden. Weitere Informationen zur Ausstellung gibt es unter www.ikonenmuseumfrankfurt.de.

Öffnungszeiten
Dienstag – Sonntag  10 – 17 Uhr
Mittwoch  10 – 20 Uhr
Montag geschlossen

Eintritt
Regulär 4 Euro
ermäßigt 2 Euro
Sonderausstellung 6 Euro
ermäßigt 3 Euro

Öffentliche Führungen
Jeden 1. Mittwoch im Monat, 19 Uhr (außer in den Schulferien)
Die Führung ist kostenfrei

Red. und Foto: Ikonen-Museum Frankfurt

 

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