Digitalisierung hat Bildungsmedien längst erreicht

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Digitalisierung hat Bildungsmedien längst erreicht

2017 haben die deutschen Bildungsmedienverlage mehr als 8.000 Titel für die allgemeinbildende Schule, die berufliche Bildung und Erwachsenenbildung auf den Markt gebracht. Den Umsatz der Branche schätzt der Verband Bildungsmedien e. V. leicht über Vorjahresniveau auf 600 Mio. Euro.

Rund 70 Prozent des Umsatzes entfielen auf die allgemein bildende Schule, 15 Prozent auf die Erwachsenenbildung im Bereich Sprachen und IT, 10 Prozent auf die berufliche Bildung in Schule und Ausbildungsbetrieb sowie 5 Prozent auf die frühe Bildung.

Etwa 40.000 Titel sind branchenweit lieferbar. Die Bildungsmedienverlage in Deutschland beschäftigen rund 3.000 feste Mitarbeiter/-innen. Ihnen sind ca. 35.000 Autor/-innen und freie Mitarbeiter/-innen verbunden.

„Die Branche hat sich auch 2017 als starker Partner der Lehrkräfte erwiesen und mit qualitativ hochwertigen, lehrplangerechten und aktuellen Bildungsmedien stabile Umsätze eingefahren“, sagte Wilmar Diepgrond, Vorsitzender des Verband Bildungsmedien e. V.

Positive Entwicklungen

Der Bereich der allgemeinbildenden Schule hat sich positiv entwickelt. Gründe dafür waren die neuen Lehrpläne vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und Berlin/Brandenburg. Die Änderung der Gymnasialstruktur in Bayern im laufenden Entwicklungsprozess neuer Lehrpläne hat für die Verlage jedoch auch hohe Aufwände und Kosten erzeugt.

Die berufliche Bildung war 2017 stabil bis leicht rückläufig, entsprechend den stagnierenden Schülerzahlen. „Wir brauchen eine Modernisierung der beruflichen Bildung“, fordert Diepgrond: „Die Attraktivität der dualen Ausbildung muss jetzt deutlich gesteigert werden, damit Deutschland auch langfristig seinen Bedarf an qualifizierten Fachkräften decken kann.“

Deutlich rückläufig ist die Entwicklung im Bereich der Erwachsenenbildung. Zwar ist der Umsatz aufgrund der hohen Nachfrage nach Sprachkursen im Bereich Deutsch als Zweitsprache (DaZ) bzw. Deutsch als Fremdsprache (DaF) in den vergangenen Jahren durch die Geflüchteten stark angestiegen und hat sich dort nun auf hohem Niveau stabilisiert. Doch der Umsatz mit Sprachlehrwerken für die anderen Fremdsprachen, vor allem Englisch, ist weiter zurückgegangen. Dies betrifft besonders gedruckte Materialien für das Selbstlernen und gedruckte Wörterbücher. Grund dafür ist das stark wachsende Angebot von Online-Sprachkursen und -materialien.

Zukunft der Digitalisierung

„Lehrkräfte und Lernende bereiten sich spürbar auf den Wechsel von Print zu Digital vor“, erläutert Diepgrond: „Sie wünschen von den Verlagen zunehmend Produkte, die diesen Übergang ohne Bruch ermöglichen, also beispielsweise parallele Print- und Digitalangebote beinhalten.“ Die Verlage bringen vielfach Bundle von Print- und Online-Angeboten auf den Markt oder stellen digitale Ergänzungen zur Verfügung. Damit werden jedoch kaum zusätzliche Umsätze erzielt. Der unverändert geringe Umsatzanteil der digitalen Bildungsmedien von ca. 5 Prozent spiegelt deshalb nicht die enormen Investitionen der Verlage in die erweiterte Produktpalette wider.

Aus Sicht der Verlage entscheidend ist jetzt die Bundespolitik: Die neue Regierung muss die Weichen stellen für den Ausbau der dringend benötigten Infrastruktur und Wege der Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern beim digitalen Lehren und Lernen finden. Für eine stabile Entwicklung der Branche ist vor allem eine geregelte Finanzierung von digitalen Bildungsmedien notwendig. Prozesse der Beschaffung müssen definiert werden. Unabdingbar sind auch bundesweit einheitliche Standards für den Datenschutz in der Bildung.

Neues Gesetz für Urheberrecht

Nach dem neuen Urheberrechtswissenschaftsgesellschaftsgesetz (UrhWissG), das im März 2018 in Kraft tritt, muss das Kopieren und Scannen aus Werken zu Unterrichtszwecken neu geregelt werden. „Die Bildungsmedienverlage sind bereits in Verhandlungen mit der Kultusministerkonferenz eingetreten, um Lehrkräften über eine Zusatzvereinbarung Scans und Kopien für den Unterrichtsgebrauch in beschränktem Maß zu ermöglichen“, versichert Diepgrond.

Nach wie vor unbefriedigend geregelt sind die Beteiligungsansprüche auch der Wissenschaftsverlage an den gesetzlichen Vergütungen, die das neue UrhWissG vorsieht. Hier muss sich zunächst einmal die Europäische Union 2018 klar für eine grundsätzliche Verlegerbeteiligung entscheiden.

Auf der didacta – die Bildungsmesse vom 20. bis 24. Februar 2018 in Hannover informieren die Bildungsverlage über ihre Innovationen und Branchen-Highlights. Sie finden den Verband Bildungsmedien in Halle 12, Stand C46.

Der Verband Bildungsmedien e. V. ist der führende Zusammenschluss professioneller Bildungsmedienanbieter in Deutschland. Seine Mitglieder entwickeln im Dialog mit Lehrenden und Lernenden didaktisch passgenaue Lehrinhalte und Lernlösungen. Gerade im digitalen Zeitalter ermöglichen qualitätsgesicherte Bildungsmedien individuellen Bildungserfolg und gesellschaftliche Teilhabe. Weitere Informationen finden Sie unter www.bildungsmedien.de.

Red.: LLL/SR/Verband Bildungsmedien e.V.
Foto: pixabay

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