Wasserexperte Martin Gayer im Interview Teil 2/10

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Lesen Sie den zweiten Teil des informativen Wasserinterviews, in dem Wasserexperte Martin Gayer von Acala sich den Fragen von Michael Vogt stellt.

Interview Teil 1/10
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Martin GayerMichael Vogt: Zum Thema der Qualität des Wassers, das wir zu uns nehmen: Wo kriege ich qualitativ gutes Wasser her? Da gibt es ja nun verschiedene Optionen, sind die alle gleich gut? Also Mineralwasser, Leitungswasser, …?

Martin Gayer: Es ist natürlich nicht gleich gut, aber ich sage mal: Wenn man vor der Entscheidung steht „kein Wasser oder Wasser“, dann würde ich jedes Wasser vorziehen, bevor ich gar keines trinke. Aber es gibt natürlich qualitativ Riesenunterschiede beim Wasser.

Michael Vogt: Wir sitzen jetzt hier im schönen Westerwald mitten in der Natur an einem kleinen Bach. Die Quelle ist ein bisschen weiter oben; hier ist die Wasserqualität natürlich eine andere als in der Stadt. Welche Alternativen gibt es dort?

Martin Gayer: In der Stadt kann ich es entweder aus dem Hahn trinken, es kaufen oder ich nehme es aus dem Hahn und filtere es mir, damit ich eine bessere Qualität erhalte. Das sind die Überlegungen, die jemand treffen muss und Entscheidungen, die er für sein Leben trifft. Mal zurück zum Hahnwasser, wenn ich eine kleine Geschichte dazu erzählen darf. Anfang der siebziger Jahre konnte man zum ersten Mal nachweisen, dass die Hormone der Antibabypille im Hahnwasser vorkommen. Das hat man erst belächelt und in den siebziger Jahren war es auch Mode in den Wasserwerken die Grenzwerte ständig hochzusetzen. Da haben die Leute schon Witze darüber gemacht, „wozu gibt es Grenzwerte, wenn man sie jedes Jahr anheben kann?“.
Michael Vogt: Damit man sie bequem einhalten kann. Nach Fukushima haben sie die Radioaktivität und die Belastung von Lebensmitteln und so weiter auch einfach heraufgesetzt, weil es dann auf die Art und Weise alles noch in Ordnung war.

Martin Gayer: Ja, sie hatten sogar noch einen anderen Trick, sie haben dann irgendwann die Hälfte der Messwerte gestrichen, haben gesagt, das messen wir einfach nicht mehr.

Michael Vogt: Das sind so die Momente, in denen ich mich dann immer frage: wo bleiben eigentlich unsere Verbraucherschützer, die sonst bei jeden unsinnigen Kleinigkeiten den Mund aufreißen?

Martin Gayer: Ja, die hört man einfach zu wenig. Die Wasserindustrie, ich muss sie auch verteidigen, hat es nicht leicht. Die Landwirtschaft wirft Tonnen Quecksilber, Blei, Kadmium durch ihre Düngemittel auf die Felder, das kommt ins Grundwasser, kommt in den Kreislauf. Viele Altenheime und Krankenhäuser spülen alles die Toilette herunter, was da an Tabletten übrig bleibt und was die eben an Urin lassen, ist alles nicht appetitlich und das kommt alles ins Grundwasser und trifft uns ja alles wieder, das ist ein kleiner Kreislauf. Heute hört man Berichte von Forschern in den Medien, die berichten von 100 bis 240 Medikamenten, die man heute im Hahnwasser nachweisen kann, je nach Region unterschiedlich. Die Messmethoden werden immer genauer, man kann auch immer mehr finden. Dazu kommen die Pestizide und die Gifte aus der Landwirtschaft, das heißt das Hahnwasser ist belastet. Es wird von der Industrie durch das Chlor keimfrei gehalten. Das Wasser ist keimmäßig total kontrolliert in Deutschland, man muss die Wasserwerke auch loben. Und die haben kein leichtes Spiel, ich meine, was sollen sie machen? Sie kriegen das Wasser in die Klärwerke.

Michael Vogt: Bezüglich dieser Erkenntnisse, als man festgestellt hat, dass die Antibabypille in dem Wasser nachgewiesen werden konnte: Das Ganze hat ja dann auch medizinische Auswirkungen gehabt, auf das Thema Fruchtbarkeit bei Männern beispielsweise.

Martin Gayer: Ja, Geo-Spezial hat Männer untersucht und festgestellt, dass 30 Prozent der dreißigjährigen Männer unfruchtbar sind. Und das ist eine sehr hohe Zahl, denn in diesem Alter sollte eigentlich fast jeder fruchtbar sein. Und dann haben sie spekuliert, man kann den Grund nicht nachweisen. Viele sagen, es kommt vom vielen Bierkonsum, die anderen sagen es kommt eben von diesen Östrogenen im Wasser durch die Antibabypille. Zu der Zeit gab es noch keine Mikrowelle, die ist jetzt mal ausgenommen, die kann nicht schuld daran sein, und der Verdacht lag natürlich auf der Antibabypille.

Michael Vogt: Das ist halt bei all diesen Themen immer so ein bisschen das Problem, dass die Industrie immer davon kommt, weil nie oder ganz selten der unmittelbare Nachweis stattfinden kann.

Red.: Acala

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