Deutsch als Fremdsprache weltweit

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Deutsch - pixabayMit den Ergebnissen einer aktuellen Studie stellte der DAAD im April fest, dass das Interesse an der deutschen Sprache außerhalb Europas deutlich gewachsen ist, so in Brasilien, China und Indien. Wachsenden Interessentenzahlen in den südlichen Ländern Europas (Griechenland, Spanien) steht rückläufiges Interesse in Skandinavien und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion gegenüber. Insgesamt lernen mehr als 15 Millionen Menschen Deutsch, davon in Europa ca. 9 Millionen, in den Nachbarländern Polen und Frankreich zwei bzw. eine Million. Annähernd 90 Prozent der Lernenden sind Schüler. Die aktuellen Ergebnisse der im Fünf-Jahres-Rhythmus erfolgenden Erhebung belegen damit eine Trendumkehr. Diese ist auch auf die florierende Wirtschaft Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zurückzuführen, die als Hort der Stabilität zugleich weltweit das Interesse der Menschen wecken.

Deutsch wichtig in der Wirtschaft

Ist die Zahl der Deutsch-Muttersprachler im internationalen Vergleich eher gering, wiegt das Gewicht der deutschen Sprache schwerer, wenn man die Wirtschaftskraft der deutschen Sprachgemeinschaft in die Betrachtung mit einbezieht. Die deutschsprachigen Länder nehmen bzgl. der Wertschöpfung (Bruttosozialprodukt) den vierten Platz in der Welt nach den englisch-, chinesisch-, und spanischsprachigen Ländern ein. Der Blick auf einzelne Länder lehrt, dass die eingangs aufgezeigte Entwicklung bzgl. der Deutschlernenden keineswegs linear, sondern in Sprüngen und mit Brüchen verläuft. Die Beispiele Indien und Frankreich zeigen, wie mühsam erobertes Terrain wieder verloren zu gehen droht.

Seit das Goethe-Institut ab 2009 mit den staatlichen indischen KVS-Schulen zusammenarbeitete, war es über massive finanzielle Unterstützung des Auswärtigen Amtes gelungen, die Zahl der Deutschlernenden Schüler von 20 Tsd. (2010) auf über 100 Tsd. (2014) anzuheben. Nach dem fulminanten Wahlsieg der hindu-nationalistischen Regierungspartei klagte der Sanskrit-Lehrerverband gegen diese Praxis, denn das indische Schul-Curriculum sieht vor, dass die Schüler neben Hindi und Englisch entweder Sanskrit oder eine andere indische Sprache lernen.
Seit Ende letzten Jahres dürfen Schüler an den staatlichen Schulen Deutsch nur noch als Hobbyfach lernen. Die Entscheidung ist einerseits nachvollziehbar vor dem vielsprachigen Hintergrund Indiens: neben 21 offiziellen Sprachen bestehen hunderte weiterer gesprochener Sprachen – ein aus europäischer Sicht nicht unbekanntes Phänomen. Andererseits will die Regierung Modi für ihr Industrialisierungs-Programm auch gezielt deutsche Investoren anwerben und die 1800 deutschen Unternehmen in Indien sind begehrte Arbeitgeber und an deutschsprechenden Arbeitskräften interessiert. Die kulturelle nationale Integration muss also mit der forcierten Modernisierung des Landes in Einklang gebracht werden.

Bilingualität

In Frankreich zielt eine Reform des Schulsystems auf das Aus für bilinguale Klassen, die für Deutsch vor zehn Jahren geschaffen wurden und seither für einen Stopp des anhaltenden Rückgangs der Deutschlerner sorgten. Sie gelten als elitär wg. einer schwierigen Aufnahmeprüfung und der überwiegenden Herkunft der Schüler; mit ihrem Wegfall wird sich die Zahl der Deutschlernenden vermutlich drastisch reduzieren. Die ideologisch motivierte „Reform“ schließt den Rückbau altsprachlicher Angebote ein, Geschichte des Christentums und der Aufklärung müssen nicht mehr verpflichtend gelehrt werden, wohl aber die Geschichte des Islam. Deutsche Firmen in Frankreich klagen bereits jetzt schon über den Mangel an qualifizierten deutschsprachigen Arbeitskräften. Der enorme Protest quer durch Frankreich vereint die Befürworter der Mehrsprachigkeit, die Anhänger der deutschen Kultur und die Kräfte aus der Wirtschaft, die um die Zusammenarbeit mit dem wichtigsten Handelspartner bangen.

Red.: LLL/Bernd Eckhardt

Foto: pixabay

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Bernd Eckhardt

Bernd Eckhardt

Leiter Fachbereich Sprachen an der VHS Frankfurt bei VHS Frankfurt
Sprachexperte
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