Mit Know-How durchstarten
Demografiebedingt wird die Zahl der Existenzgründungen durch Ältere in Zukunft weiter ansteigen. Die Lebens- und Berufserfahrungen sowie die erworbenen Kompetenzen sind Erfolgsfaktoren der Älteren bei ihrem Start in die Selbstständigkeit.
Das Gründungsinteresse in Deutschland geht seit Jahren zurück. Gegenüber 2012 sank die Anzahl der Neugründungen im vergangenen Jahr um 12,8 Prozent. Die Gründe hierfür sind die gute wirtschaftliche Situation und der stabile Arbeitsmarkt, der attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten als Alternative zur Selbstständigkeit bietet. In 2000 konnten sich noch rund 46 Prozent der Deutschen den Schritt in die Selbstständigkeit vorstellen, aktuell könnten sich nur noch ein Drittel damit anfreunden.
Für die deutsche Volkswirtschaft ist eine ausreichende Zahl von Existenzgründungen und damit in der Folge auch ein Anwachsen der Anzahl der Unternehmen zur Förderung des Wettbewerbs und des Strukturwandels unbedingt erforderlich. Ebenso auch zur Schaffung von Innovationen, Arbeitsplätzen und zur Sicherung der wirtschaftlichen Prosperität.
Auch die Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit gehen zurück. Offen bleibt die Frage, ob dies an der rückläufigen Arbeitslosenzahl liegt oder auch an dem seit 2011 erschwerten Zugang zum Gründungszuschuss für Empfänger von Arbeitslosengeld 1. Während in 2007 noch über 158 000 Förderungen durch die Bundesagentur für Arbeit erfolgten, betrug die Zahl in 2013 gerade noch rund 32 500.
Erhebliche Potenziale bestehen noch in der Existenzgründung von Bürgern mit Migrationshintergrund, Frauen und von Menschen über der Lebensmitte. Der Anteil der Frauen an den Existenzgründungen liegt mit 37 Prozent weit unter ihrer Erwerbstätigkeitsquote (67,6 Prozent).
Der Anteil der älteren Gründer (55 Jahre und älter) lag in 2011 bereits bei 11,7 Prozent; seit Jahren mit steigender Tendenz. Dieser Trend wird, bedingt durch den demografischen Wandel und seinen Einfluss auf die individuellen Lebensentwürfe, weiter anhalten. Bereits heute erfolgt ein größerer Teil der Gründungen von Älteren als sogenannte Chancengründungen, die nicht aus einer Arbeitslosigkeit oder einer sonstigen Notlage heraus erfolgen. Motive sind hier eher, eine zweite Karriere anzustreben und eigene Ideen umzusetzen. Eine neue berufliche Herausforderung zu suchen, erscheint reizvoller, als früh in den Ruhestand zu gehen.
Die Politik hat dies noch nicht in Gänze erkannt. Die angestrebte Rente mit 63 Jahren, die fehlende Flexibilität beim Renteneintrittsalter sowie die starren Hinzuverdienstgrenzen sind eindeutige Indikatoren hierfür.
Gründer sehen heute nicht nur um viele Jahre jünger aus als ihre Altersgenossen vor einigen Dekaden, sondern sind auch fit genug für das Abenteuer Selbstständigkeit. Neben einer großen Portion Lebenserfahrung und sozialer Kompetenz besitzen sie häufig auch Führungserfahrung und Verhandlungsgeschick und verfügen über ein ausgeprägtes Beziehungsnetzwerk. Ebenso wichtig ist eine Offenheit gegenüber allem Neuem und die permanente Bereitschaft zu Veränderung und Flexibilität. Alles Kompetenzen, die für eine erfolgreiche selbstständige Tätigkeit erforderlich sind. Auch die Eigenkapitalausstattung älterer Gründer ist oft besser
Motiviert werden ältere Gründer häufig auch durch den Wunsch, Erfahrungen weiterzugeben sowie ihr Erfahrungswissen und ihre Branchenkenntnisse nicht brachliegen zu lassen. Auch der Wunsch nach einer selbstbestimmten und sinngebenden beruflichen Alternative ist in dieser Gruppe sehr stark ausgeprägt. Soweit bereits das Rentenalter erreicht ist und ausreichende Versorgungsbezüge vorhanden sind, werden die möglichen Einkünfte aus der selbstständigen Tätigkeit gerne als Hinzuverdienst gesehen, um sich besondere Wünsche erfüllen zu können.
(Erstmals veröffentlicht in „IHK WirtschaftsForum“ 09.14)
Günter Balmes
Letzte Artikel von Günter Balmes (Alle anzeigen)
- Existenzgründung 50plus - 5. Januar 2016
- Achtsamkeit in der Führung - 5. Januar 2016
- Stressmanagement – Gesundheit und Leistungsfähigkeit erhalten - 4. April 2014