(Langes) Stehen leicht gemacht

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Wie hält man es aus, den ganzen Tag zu stehen? Wo es doch den meisten Menschen schon schwerfällt, auch nur kurzfristig zu stehen, z.B. beim Warten in Supermärkten oder bei öffentlichen Verkehrsmitteln. Doch es gibt viele Berufsgruppen mit überwiegend stehender Tätigkeit. Da fängt es natürlich mit gutem Schuhwerk an, d.h. passend – der Fußform angepasst, nicht der Mode – und bequem, weit genug und nicht einengend. Außerdem möglichst ohne oder mit minimalem Absatz sowie einer flexibler Sohle.

Optimal wäre natürlich, gar keine Schuhe zu tragen, was aus arbeitstechnischen oder konventionellen Gründen oft nicht geht. Denn die Füße sind es, die unser Körpergewicht tragen und transportieren, sie erfüllen diese Arbeit optimal – wenn sie es dürften und wenn sie es noch könnten. Den Füßen sollte man die größte Beachtung schenken. Das geschieht mit der Methode Ismakogie: Hier bilden die Füße die Basis für den Körper und den Umgang mit ihm.

Als erstes lohnt es sich einmal hinzuschauen, wie man steht: stehen beide Beine auf dem Boden, sind dabei die Füße gleichmäßig belastet? Sind die Kniegelenke durchgedrückt, wird immer ein Standbein bevorzugt? Sich selbst zu beobachten und wahrzunehmen, wie man sich eigentlich (ver-)hält, ist sehr aufschlussreich. Denn versucht man einmal, z.B. statt des Lieblingsstandbeins das andere einzusetzen, macht man überraschende Körpererfahrungen: alles fühlt sich auf einmal falsch und regelrecht verzogen an. Also schnell wieder das Lieblingsbein nutzen? Eben nicht, denn das, was Sie soeben erfahren und gespürt haben, gibt erste Hinweise auf ein muskuläres Ungleichgewicht. Und nicht nur das: die gesamte Körperstatik wird in Mitleidenschaft gezogen: Einseitige Beinbelastung bedeutet einseitige Belastung des Kniegelenks, Beckenschiefstand inklusive Wirbelsäulenkrümmung, die gegenseitige Schulter wird hochgezogen und meist der Kopf noch in Gegenrichtung geneigt. Alles kein Problem, werden Sie sagen, so oft stehe ich doch gar nicht. Aber wenn Sie stehen, stehen Sie immer so!

Hier setzt die Ismakogie an. Man selbst kann Einfluss nehmen und etwas an der Körperhaltung verändern und für die Gesunderhaltung tun. Rücken und Füße werden es dankbar spüren. Wie sieht das konkret aus? Der Fuß ist gepolstert mit vielen kleinen Fußmuskeln, lange Sehnen des Unterschenkels ermöglichen den zahlreichen Gelenken des Fußes vielfältige Bewegungsmöglichkeiten, das Quer- und Längsgewölbe puffern Unebenheiten und (Aufprall-)Stöße ab.

(Langes) Stehen leicht gemachtDer Fuß steht mit seinen knöchernen Anteilen auf dem Großzehenballen, dem Kleinzehenballen und der Ferse. Diese Bodenkontaktpunkte macht man sich zuerst einmal bewusst (das geht am besten ohne Schuhe). Nun stellen Sie sich vor, unter Ihren Füßen liegt eine quer liegende Acht, die Sie mit ihren Gedanken nachzeichnen – einige Male in die eine Richtung, dann in die andere Richtung. Vielleicht bemerken Sie dabei schon, dass Ihnen die Kontaktpunkte bewusster werden, Sie sie deutlicher wahrnehmen. Dann versuchen Sie, zuerst an einem Fuß den Großzehenballen leicht gegen den Boden zu federn, dann den Kleinzehenballen und schließlich die Ferse. Wiederholen Sie es mehrmals, ehe Sie zum anderen Fuß wechseln. Und haben Sie Geduld mit sich – bisher haben Sie Ihre Füße „mit Füßen getreten“, es braucht ein wenig Zeit, bis sie „wach“ werden.

Zum Verständnis: federn bedeutet, den Druck gegen den Boden sanft verstärken und wieder nachlassen (Vorstellungsbild: als wenn Sie eine Mulde in ein Moospolster drücken wollten).

Jetzt können Sie anfangen Ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen, experimentieren Sie mit Ihren Füßen: Federn Sie abwechselnd den Großzehen- und dann den Kleinzehenballen gegen den Boden – dabei bleiben immer beide Kontaktpunkte am Boden, der Fuß wird nicht gekippt. Oder verstärken Sie den Andruck einer Ferse, später dann der anderen Ferse. Gelingt es Ihnen, ohne dass Sie dabei jeweils das Körpergewicht seitlich verlagern, versuchen Sie es mit beiden Fersen. Sie werden feststellen, die „Arbeit“ mit den Bodenkontaktpunkten beschränkt sich nicht nur auf die Füße, Sie nehmen Reaktionen an verschiedenen Stellen Ihres Körpers wahr. Das ist beabsichtigt und nicht zu vermeiden, denn ausgelöst über die Füße springen ganze Muskelketten an.

Es gibt noch viele Varianten, die Kontaktpunkte einzusetzen. Dabei sind bewegliche Zehen von großer Bedeutung, haben sie doch unmittelbaren Einfluss auf die Qualität der Fußmuskulatur, von denen sie bewegt werden.

Im Stehen wie im Sitzen können Sie folgende Übungen mit den Zehen machen:

  • alle Zehen anheben und ablegen
  • alle Zehen anheben und einzeln ablegen
  • die Zehen spreizen und wieder loslassen
  • die große Zehe anheben und wieder ablegen
  • die große Zehe bleibt liegen, alle anderen Zehen werden angehoben

Es wird mit Sicherheit nicht gleich alles funktionieren. Bleiben Sie entspannt, setzen Sie nicht auf Kraft, stellen Sie sich lieber genau vor, was Ihre Zehen bzw. Füße machen sollen, sagen Sie es ihnen regelrecht, dann wird es bald gelingen. Die Gehirnforschung hat herausgefunden, dass über intensive Vorstellung Nervenbahnen, die zu den Muskeln führen, angesprochen werden. Außerdem ist es für unser Gehirn einfacher, zuerst die eine Seite und dann die andere Seite zu üben. Nutzen Sie diese Erkenntnisse für Ihre Zwecke.

Was ist beim Stehen noch zu beachten? Viele Menschen neigen dazu, die Kniegelenke durchzudrücken, sie regelrecht einzurasten, mit negativen Folgen für den ganzen Körper. Wenn es Ihnen gelingt, Spannung aus den Kniekehlen zu nehmen, ohne die Knie aktiv zu beugen (Vorstellungsbild: Wie bei einer prall gefüllten Luftmatratze lassen Sie ein wenig Luft ab, Sie lüpfen ganz leicht die Stöpsel), richtet sich nicht nur Ihr Becken in eine gute Position, Sie werden auch feststellen, dass Ihre Füße nicht mehr so „plattgedrückt“ werden. Und wenn Sie jetzt Ihre Fußübungen machen, gelingen sie viel leichter!

Dafür brauchen Sie natürlich zwei gleichbelastete Beine, kein Stand- und kein Spielbein. Experimentieren Sie auch einmal mit Ihrer Fußstellung: Füße weit auseinander, eng zusammen, parallel zueinander. Der Vorschlag aus der Ismakogie (der Anatomie folgend): die Füße in leichter V-Stellung, dabei die Fersen hüftgelenksbreit auseinander. Hüftgelenksbreit unterscheidet sich von hüftbreit deutlich, die Hüftgelenke liegen in der Leiste.

Wenn Sie jetzt noch Ihre Armposition überprüfen und evtl. korrigieren, haben Sie es geschafft, dann sind die wichtigsten Elemente für (langes) Stehen erfüllt. Anatomisch hängen die Arme an der Seite, dabei zeigen die Handflächen zum Körper, die Daumen nach vorne. Wie ist es bei Ihnen, zeigen eher die Handrücken nach vorne bzw. hängen die Arme Richtung Vorderseite des Körpers? In diesem Fall sind die Schultern zu weit vorne, mit negativer Auswirkung auf die gesamte Körperstatik. Versuchen Sie ab und zu und immer öfter, sich mit den Mittelfingern an den Hosen- bzw. Rockseitennähten zu orientieren, Sie werden direkt merken, wie Sie sich insgesamt mehr aufrichten!

Mit Ismakogie kann man sich nicht nur das Stehen erleichtern. Der ganze Körper mit seinen Muskeln und Gelenken wird berücksichtigt, jede Lebens- und Alltagssituationen bereichert durch das Wissen um richtiges Bewegen. Das ist Prävention im Alltag wie am Arbeitsplatz. Nicht nur die Arbeitszufriedenheit wird gesteigert, es ist Gesundheitsförderung und –schutz im weitesten Sinne. Sie unterstützen Ihre Körperstatik, Rücken- und Fußprobleme werden vermindert oder verschwinden ganz, Ihre Atmung wird freier, Sie fühlen sich einsatz- und handlungsfähiger, Ihre Ermüdungsgrenze sinkt. Und Sie beugen weiteren (Haltungs-)Schäden vor.

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Christiane Röttger
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